Bei meiner Ausbildung zum Psychotherapeuten und meiner persönlichen Weiterentwicklung profitierte ich am meisten von meinen Selbsterfahrungen im Rahmen von Gruppentherapien. Deshalb machte ich nach meinem Studium eine dreijährige Weiterbildung in tiefenpsychologisch fundierter Gruppenpsychotherapie und setzte diese Therapieform von Beginn an mit viel Freude und Erfolg ein. Dabei wurden mir die Vorteile beim Arbeiten in Gruppen im Vergleich zu einer Einzeltherapie immer deutlicher bewusst. Deshalb ziehe ich sie heute meist einer Einzeltherapie vor. Wir Menschen sind soziale Wesen und haben deshalb ein großes Grundbedürfnis nach der Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Die kleinste Gruppe ist unsere Partnerschaft und die größte Gruppe die Menschheit. Ohne Gruppe, also ein Leben als Einzelwesen, können wir kaum überleben. In je mehr Gruppen (Familie, Partnerschaft, Freundeskreis, Sportverein, Selbsthilfegruppe….) wir uns eingebunden und wohl fühlen, umso seelisch ausgeglichener und sicherer fühlen wir uns. Wenn wir eine Gruppenzugehörigkeit verlieren, zum Beispiel beim Scheitern einer Partnerschaft, so können wir in der Familie, im Freundeskreis oder im Verein seelisch aufgefangen werden. Krankheitsspezifische Gruppen (z.B. Krebskranke), wie wir sie in unseren Seminaren durchführen, haben eine besonders heilende Wirkung. Menschen mit ähnlichen Erkrankungen können sich vermutlich untereinander besser verstehen und unterstützen.
Eine Gruppenpsychotherapie hat folgende Vorteile:
- Die Teilnehmer beruhigt es zu hören und zu erleben, dass andere die gleichen oder ähnlichen Probleme wie Ängste, Schamgefühle, Beziehungs- und Verhaltensauffälligkeiten haben. Eigene Probleme können oft an Hand der Probleme anderer mitbehandelt/-bearbeitet werden
- Beziehungsprobleme kannst du in einer Gruppe besser erkennen und bearbeiten. Zum Beispiel kann sich ein Teilnehmer so ähnlich wie ein Elternteil oder Partner von dir verhalten
- Gruppen fördern die Selbsthilfekräfte, es entsteht oft eine höhere Motivation
- In der Gruppe findest du oft „Sponsoren“, die dir im Alltag mehr helfen können als ein Therapeut (z.B. mitnehmen zu Spaziergängen, Einzeltreffen, Telefonate, etc.)
- Verhaltensübungen können untereinander geübt werden (z.B. Wut- oder Einstellungsarbeiten)
- Geringere Therapiekosten
- Du kannst Rückmeldungen (Feedback/Spiegelungen) und Anregungen nicht nur vom Therapeuten, sondern auch von allen anderen Teilnehmenden erhalten
- Es entsteht ein vertrauensvolles und tragendes Gruppengefühl, sodass nach der Therapiezeit oft Freundschaften bestehen bleiben und man sich untereinander weiterhin trifft und unterstützt
- Es gibt Therapiemethoden, die nur oder leichter in Gruppen möglich sind (z.B.: Bonding, Holotropes Atmen, Familienstellen)
In der Praxis wünschen sich die meisten meiner Patienten anfangs lieber eine Einzeltherapie statt einer Gruppenbehandlung. Meist stecken dahinter Ängste und Schamgefühle, sich auch anderen Menschen anzuvertrauen, Sorgen, dass die Schweigepflicht nicht eingehalten wird oder dass sie Bekannte unter den Teilnehmern antreffen könnten. Am Anfang einer Gruppentherapie sind meist alle Teilnehmer ängstlich, schüchtern und unsicher. Nach wenigen Gruppentreffen entwickeln sich Vertrauen, Zuversicht und Vorfreude auf die nächsten Gruppenstunden.
In den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde in den USA die herausragend positive Wirkung von „Supportgruppen“, also von Gruppen ähnlich Erkrankter (Krebs, AIDS oder Herzkranken) festgestellt und erforscht. Ein Dr. Spiegel stellte damals fest, dass diese Supportgruppen (Support = Unterstützung) für Brustkrebspatientinnen nicht nur ihre Lebensqualität eindeutig verbesserte, sondern tatsächlich auch ihre Lebenszeit verlängerte. Krebspatienten werden durch ihre Krankheit oft gezwungen, sich unmittelbar mit Themen wie Tod, Isolation und Sinn des Lebens auseinanderzusetzen. Diese Art der Gruppengespräche bietet die große Chance, durch anteilnehmende und offene Kommunikation sich und den gleich Betroffenen zu helfen und die oft schmerzliche Isolation von Schwererkrankten zu durchbrechen. Durch eine gemeinsame ernsthafte Auseinandersetzung mit der Endlichkeit hat jeder Teilnehmer die Möglichkeit zu einer tiefgreifenden Neubewertung der Einstellung zu sich selbst, zu anderen und zur Welt. Krebskranke sind dem Tod oft so nahe, dass sie die „Scheuklappen der Verleugnung“ nicht mehr tragen können. In der Gruppenarbeit fühlen sich Betroffene meist nicht mehr nutz-, hilf- und wertlos, sondern können Hilfe und Liebe schenken und empfangen. Themen, wie den Ärger über unsensible Angehörige und Ärzte, über Ängste, von anderen gemieden und ausgegrenzt zu werden oder die Neigung, sich selber aus Gemeinschaften zurückzuziehen, können offen angesprochen und geteilt werden. Geteiltes Leid ist halbes Leid! Die Gruppe kann eine Bühne für sämtliche Sorgen sein, denen sich Betroffene ausgesetzt fühlen. Oft berichten Teilnehmer von grundlegenden Veränderungen der Sichtweise auf ihr Lebens. Sie seien in der Lage, besser das Banale als solches zu erkennen, nichts mehr zu tun, was sie nicht möchten, offenere Gespräche mit Angehörigen und engen Freunden zu führen und vollkommen in der Gegenwart statt in der Zukunft oder Vergangenheit zu leben. Viele teilten mit, dass sich auch andere Ängste gelöst hätten, insbesondere die Angst vor unangenehmen zwischenmenschlichen Begegnungen, vor Ablehnung oder Erniedrigung. Den meisten gelang es nach den Gruppentherapien besser, sich von banalen Zerstreuungen des Lebens abzuwenden und sich eine größere Wertschätzung der elementaren Dinge des Lebens anzueignen. Manche bedauerten, dass sie erst ihre Krebserkrankung brauchten, um zu lernen, wie man das Leben lieben und schätzen kann. Wie in allen Therapiegruppen spüren die Teilnehmer das alles übergreifende Bedürfnis der Menschen nach anderen Menschen, also nach einer tröstenden und mitfühlenden Gemeinschaft. Dies sind wertvolle Heilfaktoren zur Gesundung und Verbesserung unserer Lebensqualität.
Damit du dir besser vorstellen kannst, aus welchen Gründen vielleicht auch du von einer Gruppentherapie profitieren, wie du dich verändern und persönlich wachsen kannst und wie der Verlauf einer solchen Gruppentherapie sein könnte, gebe ich nun den Text der Abschlussrede einer Teilnehmerin aus der letzten Gruppe wieder:
Als mich mein damaliger Partner Ende 2016, von dem ich finanziell und emotional abhängig war, für mich völlig überraschend verließ, stürzte mich das in eine tiefe Verzweiflung. Ich kann nicht beschreiben, in was für einen tiefen Abgrund mich das zog. Ich war kaum noch lebensfähig. Ich befand mich in tiefer Trauer, konnte kaum noch essen, nicht mehr schlafen und fast nur noch weinen.Am Rande sei erwähnt, dass ich eine schwere Kindheit hatte und mein Leben von viel Trauer, Leid und Verzweiflung geprägt war. Ich möchte in diesem Zusammenhang betonen, dass ich mir durchaus bewusst bin, dass ich meinen eigenen Anteil an dem Verlauf meines bisherigen Lebens trage.Nach der Trennung von meinem Partner suchte ich Hilfe bei der Lebensberatung. So konnte ich mich die nächsten Monate über Wasser halten. Parallel dazu suchte ich einen Psychotherapeuten und so kam ich nach Zell zu Hermann-Josef, der mir zu einer Gruppentherapie riet.In diesen Monaten kamen mein damaliger Partner und ich uns wieder näher und gingen erneut eine Beziehung ein. Und so dachte ich, sei das größte Leid gebannt.Deswegen habe ich tatsächlich darüber nachgedacht, die Gruppentherapie nicht zu besuchen. Auch im Hinblick darauf, dass ich eine fast einstündige Fahrt bis nach Zell und ein kleines Gehalt als Kosmetikerin habe.Aber da war etwas nicht Fassbares, wie eine unsichtbare Hand, die mich dorthin zog.Ich spürte ganz genau, dass dort die Wahrheit zu finden ist. Ich hatte eine große unbeschreibliche Angst in mir. Und als Hermann-Josef sagte: Da wo die Angst ist, ist der Weg, nahm ich meine heftigen Gefühle an und entschied mich, diesen Weg zu gehen.In den ersten Gruppenstunden war ich voller Angst, mich zu öffnen und zu zeigen. Ich war furchtbar nervös und hatte starkes Herzklopfen. Auch waren mir manche Rituale unangenehm und fremd. Ich musste mich oft regelrecht aufrappeln, um dorthin zu fahren. Und doch war ich jedes Mal nach der Gruppenstunde erfüllt von meinen Gefühlen, die in der Regel positiv waren, weil ich mich jedes Mal der Situation und mir gestellt habe, hart mitgearbeitet, getrauert, geweint und gelitten habe. In manchen Stunden war ich auch glücklich, voller Frieden, Zuversicht und Tränen der Freude. Diese Monate waren eine unglaublich intensiv emotionale Zeit. Auf allen Ebenen. Und mit jedem Mal wuchs die Zuversicht, dass Heilung möglich ist.Ich spürte mit der Zeit tiefes Vertrauen zu Monika und Hermann-Josef und wusste, dass sie mir helfen, den Weg zur Freiheit zu finden, und dass sie mich ein Stück auf diesem Weg begleiten werden.Ich war, bevor ich mit der Therapie begann, obwohl ich zu dieser Zeit wieder mit meinem Partner zusammen war, alles andere als glücklich. Ich war sehr verzweifelt, unglücklich und hatte keinen Lebenssinn mehr.In der Therapie führten mich die Therapeuten an die Wunden meiner Kindheit heran und ich begann erneut den Schmerz von damals zu fühlen, den ich doch so gut in mir begraben zu haben glaubte. Ich ging in den letzten Monaten dank der Therapie durch tiefe Täler, bestieg aber auch hohe Berge. Ich fühlte mich seit ganz, ganz langer Zeit wieder. Dort war nicht nur noch Verzweiflung und tiefe körperliche und seelische Müdigkeit. Dort war LEBEN!!!! Mit jeder Gruppenstunde wurde ich offener und zufriedener. Ich habe so hart an mir gearbeitet und habe genau zum richtigen Moment die richtigen Menschen um mich herum gehabt. In diesem Zusammenhang möchte ich mich bei allen Gruppenteilnehmern für ihr Mitgefühl bedanken. Ich vertraue jedem einzelnen von euch. Mit euch habe ich gelernt, mich zu zeigen, ohne zu befürchten, dass Schlimmes passiert. DANKE!!!
Während der Therapie trennten mein Partner und ich uns erneut. Ich bin sehr traurig darüber und befinde mich seit kurzem in einer der Trennungsphasen, die geprägt ist von sehr viel Traurigkeit, vielen Gedanken und Melancholie. Aber ich bin nicht mehr, wie bei unserer ersten Trennung und vor meiner Therapie, voller tiefer Verzweiflung und dem Gefühl, diese Trennung nicht zu überstehen. Ich weiß, dass es vorübergehen wird. Ich weiß, dass ich alles in mir trage, um diese Trennung zu bewältigen. Ich versuche, jedes meiner Gefühle zuzulassen, auch wenn es noch so beängstigend und furchteinflößend ist. Das gelingt mir natürlich nicht in Perfektion, aber ich arbeite jeden Tag daran. Ich habe durch die Therapie an Stärke, Kraft und Zuversicht gewonnen, und an manchen Tagen bin ich beseelt von einer tiefen Ruhe und der Gewissheit, dass ich alles schaffen kann. Nach etwa 2/3 der Therapie erfüllte mich eine tiefe, bis dahin nicht gekannte Dankbarkeit, dass das Schicksal mich dorthin geführt hat. Ich verstand plötzlich, warum mein Freund mich verlassen musste. Weil ich sonst niemals den Weg dorthin gefunden hätte. So konnte ich für diese schmerzhafte erste Trennung ein Gefühl der Dankbarkeit empfinden. Und so wendet sich vieles zum Guten. Allerdings ist mir in den letzten Gruppenstunden bewusst geworden, dass ich auch noch sehr viel Leid und Verdrängungen in mir trage, wozu ich nun bereit bin, diese zu fühlen, erneut zu durchleben und dadurch zu verarbeiten. Um es bildlich zu beschreiben: ich bin ein zerstörtes, zusammengefallenes schönes herrschaftliches Haus, verschüttet unter seinen eigenen Trümmern. Ich möchte dieses Haus wieder errichten, weil ich weiß, dass es in voller Schönheit neu erbaut werden kann. Das ist viel Arbeit, mit viel Schweiß, Disziplin und Tränen verbunden, aber auch mit Begeisterung, Erstaunen und Stolz, wenn man miterleben darf, dass durch der eigenen Hände Arbeit und mit Hilfe von Begleitern Neues entsteht. Ist das nicht vielleicht sogar ein großer Sinn meines Lebens? Ich habe trotz Rückschlägen, unsagbar schönen und schmerzlichen Momenten eine solche (Lebens-)Lust, dieses schöne Haus neu herzurichten. Um auf die letzten Gruppenstunden zurückzukommen: Es ist, als konnte ich durch die Therapie die Trümmer beseitigen, die verhinderten, an den Kern der Verschüttungen zu gelangen. Der Kern bedeutet für mich die Verletzungen und Grausamkeiten, die ich in meiner Kindheit erlitten habe. Aber auch die Grausamkeiten, die ich an anderen Menschen und an mir selbst verbrochen habe. Mich diesen zu stellen, ist meine nächste Herausforderung. Ich erhoffe mir dadurch weitere Heilung und frei davon zu werden, die Menschen meiner Vergangenheit und vor allen Dingen mich selbst zu verurteilen, zu verabscheuen und diese quälende Scham mich selbst betreffend zu verlieren. Ich habe durch meine Therapeuten Rüstzeug mitbekommen, das mich stärkt und mir Zuversicht schenkt. Und doch brauche ich bei dem Aufbau meines Hauses die Hilfe von „Fachpersonal“. Deswegen habe ich mich entschieden, mich um eine stationäre Therapie zu bemühen, und ich werde auf jeden Fall nach Ende unserer Therapie eine Selbsthilfegruppe besuchen. Zu groß ist die Angst, das Erlernte wieder zu verlernen und zurückzufallen in tiefes Leid und Energielosigkeit. Ich bin durch die Therapie offener, liebevoller, viel dankbarer und ehrlicher geworden. Man hat mich dort gelehrt, mutig zu sein und mich zu zeigen, mit allem was zu mir gehört. Das ist ein so großes Geschenk. Ich versuche, mich den anderen Menschen zuzumuten. Das bedeutet für mich sehr viel. Ich habe auch Zugang zu meiner Spiritualität gefunden. Ich empfinde die letzten Monate als Segen. Ich habe den Glauben an eine höhere Macht gefunden. Ich fühle mich beschützt und gesegnet in vielen Augenblicken. Ich kann meine Dankbarkeit nicht in Worte fassen. Sie ist ein so großes Gefühl.
Ich möchte mich auf diesem Wege bei euch, Monika und Hermann Josef für alles, was ihr in den letzten Monaten getan und gegeben habt, aus der Tiefe meiner Seele bedanken. Für mich kam jedes Wort, jede Geste, jede Tat im richtigen Augenblick. Ihr werdet mich noch lange in meinen Gedanken begleiten, und ich hoffe sehr, dass wir uns wieder begegnen und gemeinsam arbeiten dürfen. Ich betrachte unsere Begegnung als ein Geschenk.
DANKE!
Gerne möchte ich eure Fragen, auf die ich in meinem Bericht nicht eingegangen bin stichpunktartig beantworten:
Besonders gut taten mir das Bonding und das Holotrophe-Atmen. Schwer fielen mir die Einstellungsarbeit und das Reden vor der Gruppe. Ein Besuch bei Dr. Jung in Lahnstein hätte ich während der Therapie überaus spannend gefunden. Das Therapeutenteam harmonisierte sehr, und man konnte förmlich fühlen, dass es an jedem einzelnen Menschen in der Gruppe Anteil nahm, jeden ernst und wichtig nahm. Zu jedem Zeitpunkt habt ihr das Gefühl vermittelt, bei uns zu sein. Ich habe keine Verbesserungsvorschläge, da für mich, wie schon erwähnt, alles zum richtigen Zeitpunkt kam und Sinn machte. Auch wenn ich diesen Sinn oft erst im Nachhinein sehen und begreifen konnte. Mein Rat an Interessierte: Wagt es, stellt euch, zeigt euch, vertraut euch, arbeitet hart an euch, dadurch kann Wunderbares geschehen. Mein Leben und meine Beziehungen zu meinen Mitmenschen und vor allen Dingen zu mir selbst haben sich durch die Therapie in jeder Hinsicht enorm verbessert. Nur am Rande angesprochen habe ich, dass ich große Angst habe, dass die Menschen die mir nahe stehen, sterben. Diese Angst ist geprägt von Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Dazu sei erwähnt, dass sich auch dieser Zustand durch die Therapie gebessert hat, obwohl wir nicht speziell daran gearbeitet haben. Allerdings schlummert diese Angst im Untergrund. Ich kann sie fühlen. Sie zeigt sich mir nur nicht mehr ständig in dieser Heftigkeit. Dies wird auch ein weiterer Schritt meiner Arbeit sein. Auch körperlich befinde ich mich in einem wesentlich besseren Zustand. Die täglichen Kopf- und Rückenschmerzen sind weniger geworden. Die bleierne, quälende Müdigkeit ist trotz körperlicher Gesundheit, zeitweise noch zu spüren, aber auch nicht mehr in solch einer Heftigkeit und Häufigkeit wie vor der Therapie. Ich denke, dass der Kontakt der Gruppe nach Beendigung der Therapie leider nicht aufrechterhalten wird. Wir haben uns auch während der Therapie nicht persönlich getroffen. Ich denke, unsere Verbundenheit bezieht sich „nur“ auf die Mittwochabende. Das ist für mich in Ordnung. Ich war während der letzten Monate nicht zu neuen privaten Kontakten bereit, da ich sehr viel mit mir beschäftigt war. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn wir uns einmal wiedertreffen. Zu den Süchten möchte ich sagen, dass ich dem Essen (vorwiegend Süßigkeiten) verfalle, wenn es mir nicht gut geht. Das ist sicher noch in einem nicht bedenklichen Rahmen, aber trotzdem übersteigt es das „normale“ Maß und ist für mich oft anstrengend. Deswegen möchte ich auch daran etwas ändern. Abschließend möchte ich Hermann-Josef meinen Respekt und meine Achtung zukommen lassen. Mir ist bis dahin noch kein Mensch begegnet, der so frei, so voller Leben ist, der sich so im Jetzt befindet. Das war eine prägende, sehr schöne Begegnung. Und auch dir, Monika, möchte ich meinen Respekt zukommen lassen. Ich möchte dir sagen, dass du mit all dem, was du in dir trägst und durch Hermann-Josefs Ergänzung ganz sicher eine ausgezeichnete Therapeutin wirst. Als Co-Therapeutin machst Du schon jetzt einen tollen Job. Ich wünsche euch von Herzen das Allerbeste, und dass viele weitere Menschen mit eurer Begleitung den Weg zurück ins Leben finden werden.
Herzlichst, eure Tanja
Uns haben die tiefe Dankbarkeit von Tanja und ihre bewundernswerte Weiterentwicklung sehr berührt, ja sogar glücklich gemacht. Solche Rückmeldungen zeigen uns, dass wir auf einem guten Weg sind und sie motivieren uns, weiterhin unser Bestes zu geben.
Wir wollen in der gemeinsamen Lebens- und Therapiezeit fast täglich 1,5 Stunden Gruppentherapie anbieten, außer an den Wochenenden, an denen jeder mehr Zeit zur individuellen Gestaltung behalten sollte. Dies wird ein Kernstück unserer Angebote sein, von dem wir uns, nach unseren bisherigen Erfahrungen, großes Wachstum und möglicherweise Heilung versprechen.
Wir sind hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt.
Richard Beauvais
Solange der Mensch sich nicht begegnet, ist er auf der Flucht.
Solange er nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es keine Geborgenheit.
Solange er fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich selbst noch andere erkennen – er wird allein sein.
Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unserem Nächsten?
Hier in der Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden und sich nicht mehr als den Riesen seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen, sondern als Mensch, der, Teil eines Ganzen, zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet.
In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen; nicht mehr allein – wie im Tod – sondern als Mensch unter Menschen.