Vor ca. 20 Jahren habe ich erstmals an einem Familienstellseminar teilgenommen und war zu Beginn recht skeptisch, ob diese Therapiemethode von Bert Hellinger ihre Berechtigung hat und tatsächlich heilsam wirkt. Die eigene Erfahrung als Stellvertreter bei diesem ersten Seminar hatte mich schnell überzeugt. Ich wurde als der Liebhaber einer Frau, welche verheiratet war und vier Kinder hatte, aufgestellt. Die Frau wollte wissen, für wen sie sich entscheiden sollte, für ihren Ehemann oder ihren Liebhaber. In dieser Rolle als Liebhaber spürte ich sehr schnell mein Herz, welches, wie durch einen Magneten, zu dieser Frau bzw. ihrer Stellvertreterin hingezogen wurde. Zuvor hatte ich mein Herz noch nie so bewusst gespürt und dieses Gefühl, das nicht zu mir persönlich gehörte, war so stark, dass ich es auf der Heimfahrt noch spürte. Danach besuchte ich mit meinem Freund Wolf Ollrog, ein Seminar von Bert Hellinger, welches mich tief beeindruckte. In den darauffolgenden Jahren hielt Dr. Wolf Ollrog Familienstellseminare mit meinen Patienten ab, und ich konnte miterleben, wie heilsam diese Methode war. Dies überzeugte und motivierte mich, später eine entsprechende Ausbildung zu machen und seit einigen Jahren halte ich eigene Familienstellseminare in meinem Haus ab.
Bei manchen Patienten hatte ich den Eindruck, dass die bisher angewandten Therapien mit der Aufarbeitung ihrer Kindheit und des Lebens zu keinem Erfolg führten. In solchen Fällen half mir oft das Familienstellen weiter. Diese Therapiemethode führt meist zur Versöhnung auch mit problematischen Eltern, egal ob sie noch leben oder verstorben sind. Dadurch erhalten wir die Kraft, unser eigenes Leben zu meistern und glücklich zu gestalten.
Hier nun ein weiteres persönliches Erlebnis. Vor einigen Jahren machte ich meiner längst verstorbenen Mutter innerlich große Vorwürfe, weil sie sich gegen meinen dominanten Vater nicht durchsetzen konnte und dadurch vermutlich depressiv geworden war. Unter ihrer Depression habe ich selber als Kind sehr gelitten. Um mit meiner Mutter einen inneren Frieden finden zu können, besuchte ich ein Familienstellseminar bei Gundhard Weber, einem Schüler von Hellinger, und stellte meine Ursprungsfamilie auf. Die Stellvertreterin meiner Mutter schaute ständig auf den Boden, sodass der Therapeut mich fragte, ob vor mir ein Kind gestorben sei. Ich verneinte dies und fragte dennoch später bei meinen Geschwistern nach, ob es zwischen mir und meiner nächst älteren Schwester noch ein Kind gab. Völlig unerwartet bestätigten diese, dass es tatsächlich eine Fehlgeburt vor meiner Geburt gab. So konnte ich die Trauer meiner Mutter besser verstehen und mich damit versöhnen, dass sie für mich weniger präsent sein konnte.
Bert Hellinger (geb. 1925) war nach dem Studium der Philosophie, Theologie und Pädagogik lange als Ordensmissionar in Südafrika tätig. Später in den 70er Jahren machte er eine Ausbildung in Psychoanalyse und Psychotherapie. Er fand heraus, dass Frieden in der eigenen Familie und in der Ursprungsfamilie von entscheidender Bedeutung für die körperliche und seelische Gesundheit ist. Er erkannte, dass, wenn unsere Vorfahren oder in der jetzigen Familie Schlimmes getan oder erlebt wurde (Schicksalsschläge wie früh Verstorbene, Freitod, tragische Unfälle, Kriegsverbrechen, Morde, Missachtung von Personen, Abtreibungen etc.), dies in späteren Generationen zu Krankheiten und Leid führen kann. Bei einem Seminar von Bert Hellinger mit psychiatrischen Patienten erlebte ich folgende tief beeindruckende Aufstellung, welche die Symptomatik der Betroffenen erklärte: Es zeigte sich, dass eine Urgroßmutter wegen einer unehelichen Schwangerschaft einen Freitod begangen hatte, welcher wahrscheinlich zu der Geisteskrankheit Schizophrenie in den folgenden Generationen führte. Manchmal kann ein tragischer Schicksalsschlag, wie z.B. der Tod von Familienangehörigen, durch unbewusstes Mittragen des Leides zu seelischen Krankheiten wie z.B. Depressionen führen. Nach Hellinger sind die Ursachen von körperlichen und seelischen Krankheiten nicht alleine entwicklungspsychologisch, also durch seelische Verletzungen in der Kindheit bedingt, sondern werden oft auch (familien-) systemisch z.B. durch Identifizierungen (Übernahme schlimmer Schicksale Verstorbener) verursacht. Gelingt es beim Familienstellen „Täter“ und „Opfer“ zu versöhnen, brauchen die folgenden Generationen nicht mehr darunter zu leiden. Schon der Ahnenkult unserer Vorfahren (z.B. Indianer) weist darauf hin, wie wichtig die Achtung unserer Vorfahren und der Frieden innerhalb von Familiensystemen ist.
Hellinger: Das Gewissen ist ein der Willkür überlegener gleichgewichtsartiger Sinn, der im Dienste der Beziehung steht. Ein Handeln in Freiheit ergibt sich erst durch die Zugehörigkeit zu einem System (Familie). Jeder Mensch ist Teil eines Familiensystems und damit eines Beziehungszusammenhanges. Dadurch hat er Anteil an den Problemen der anderen Familienmitglieder, gleichgültig, ob ihm das bewusst ist, er sie je kennengelernt hat oder nicht.
Vorgehensweise bei einer Aufstellung:
Der Patient stellt entweder seine jetzige eigene Familie, ggf. mit wichtigen früheren Partnerbeziehungen, seine Ursprungsfamilie oder belastende Lebensprobleme auf. Dazu holt er sich Stellvertreter – auch für sich selber – aus dem Teilnehmerkreis und stellt sie intuitiv in den Raum, entsprechend der Beziehung zueinander. Diese Stellvertreter fühlen sich in ihre Rolle hinein und erhalten unbewusst Informationen aus dem sogenannten „wissenden oder morphogenetischen Feld“ d.h. sie fühlen sich entsprechend den Personen, für die sie stehen bzw. aufgestellt werden. Auch abstrakte Begriffe wie Religion, Krankheiten oder Heimat können aufgestellt werden. Der Therapeut fragt nun nacheinander die Stellvertreter nach ihren Gefühlen und Bedürfnissen an diesem jetzigen Standplatz, wodurch die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander und die damit verbundenen Spannungen und Probleme deutlicher werden. Er versucht Identifizierungen (Stellvertreterfunktionen) mit früheren, von schweren Schicksalsschlägen betroffenen Familienmitgliedern zu erkennen und sie zum Wohle des heute belasteten Teilnehmers zu lösen. Der Teilnehmer, dessen Familiensystem aufgestellt wurde, tritt am Ende der Aufstellung an die Position seines Stellvertreters. Er wird aufgefordert, sogenannte „Frieden stiftende oder heilende Sätze“ zu seinen wichtigsten Bezugspersonen zu sagen, wie zum Beispiel: „Ich achte dein schweres Schicksal und gebe es dir zurück. Ich trage mein Schicksal und überlasse dir dein Schicksal. Schaue wohlwollend auf mich, wenn ich jetzt dir zur Ehre das Beste aus meinem Leben mache.“ Gleichzeitig wird nach einer guten Stellung der Familienmitglieder zueinander gesucht, die der Patient sich als „heilendes Bild“ verinnerlicht. Diese Standbilder können graphisch in Protokollen festgehalten werden. Oft sind auch mehrere Aufstellungen nötig, um unterschiedliche Anliegen und Teilaspekte der Beziehungen untereinander zu klären. Diese Bilder der Aufstellungen, d.h. die Versöhnung im Familiensystem mit Achtung der Eltern und früherer Opfer schwerer Schicksale wirken noch über Wochen nach und können Klarheit, Zusammengehörigkeitsgefühl und Kraft schenken und somit auch Krankheiten positiv beeinflussen, manchmal sogar heilen. Durch das Beobachten vieler Aufstellungen konnte B. Hellinger auch Gesetzmäßigkeiten in Beziehungssystemen herausfinden, wie z.B. die Vorrangigkeit früher Geborener oder das Gesetz des Ausgleichs von Geben und Nehmen. Leider ist Hellinger durch Fachkollegen sehr in Verruf geraten, vermutlich wegen seiner autoritären Art und aus unbewussten Neidgefühlen, weil seine Kurzzeittherapie oft erfolgreicher war als Langzeittherapien üblicher Art. Neuerdings wird diese Methode auch benutzt, um Systeme (z.B. Firmen oder bestimmte Fragestellungen) aufzustellen und gute Lösungen für die Beteiligten zu finden. Vermutlich interessiert dich, was Hellinger und andere Aufsteller bei an Krebs Erkrankten feststellen konnten. Oft zeigte sich, dass die Betroffenen ihre Eltern nicht so annehmen konnten, wie sie waren, sondern sie verachteten. Bei an Brustkrebs Erkrankten wurde meist die Mutter innerlich abgelehnt. Bei dieser Krebserkrankung zeigte sich ferner, dass die Erkrankten meist selbstunsicher waren und anderen zu viel gaben, um bei ihnen beliebt zu sein. Sie waren sich selber oft untreu und verdrängten häufig ihren Ärger.
Wenn du dich für ein psychoonkologisches Seminar mit uns entscheidest, so wirst du diese Therapiemethode persönlich kennen und vermutlich sehr wertschätzen lernen.
Hier nun einige Rückmeldungen meiner Teilnehmer:
Teilnehmer 1
Lieber Hermann-Josef,
wir, alle Teilnehmer, haben dir von ganzem Herzen zu danken. Dank deiner unglaublichen Sensibilität wird dein Familienstellenseminar zu einem ganz intensiven Erleben, das noch lange nachwirkt. Jede Aufstellung birgt, dank deinem Feinsinn, viele überraschende Wendungen. Wenn ich an die erste Aufstellung mit den Kompressionsstrümpfen denke, laufen mir noch immer Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke, was du da ans Tageslicht gebracht hast und so dem Aufsteller eine längst überfällige Perspektive geboten hast. Bei jeder Aufstellung nimmt man wichtige persönliche Anregungen mit. Durch dich, lieber Hermann- Josef, habe ich dieses Feld erst kennen gelernt, und dafür bin ich dir sehr dankbar. Es war nun schon für mich zum 3. Mal ein unglaublich intensives Seminar, wofür ich nur danke, danke sagen kann. Dir, lieber Hermann-Josef, wünsche ich als Person nur das, was du verdienst, nämlich nur das Allerbeste.
Teilnehmer 2
Lieber Hermann-Josef,
es waren zwei schöne erlebnisreiche Tage. Du hast im Familienstellen ja ganz viel Tiefe gewonnen, und ich habe dich als ernsten, gefühlvollen und mitfühlenden Menschen erleben dürfen und alle dem, was du gesagt hast, konnte ich voll zustimmen. Danke! Es hat mich sehr bereichert, Einsicht in die Seelen meiner Mitmenschen nehmen zu können, durch ihr Vertrauen in dich und die Gruppe haben wir uns alle öffnen können. Ich denke, es konnte eine Atmosphäre geschaffen werden, in der sich alle wohl fühlten. Einige Stimmen habe ich manchmal zu dominant empfunden, aber selbst das wurde von der Gruppe getragen. Wunderbar!
Teilnehmer 3
Lieber Hermann-Josef,
auch ich will mich nochmal herzlich bedanken für das psychisch anstrengende, aber unglaublich hilfreiche und schöne Wochenende bei dir mit den vielen tollen Leuten in deinem schönen Haus. Ich hatte Ähnliches vorher noch nie gemacht und hatte ein wenig Angst vor dem, was in mir passieren würde (und dann ja auch passiert ist). Obwohl ich selber ja gar nicht aufgestellt habe, hat mich so einiges doch sehr betroffen gemacht und angerührt und irgendwas in Bewegung gebracht. Was ich dir unbedingt noch kurz erzählen möchte:
Ich leide ja ziemlich unter der Trennung von meinem Partner, der sich nach fünf Jahren von mir getrennt hatte und vor allem darunter, dass er sich seitdem nie wieder (inzwischen 9 Monate) bei mir gemeldet hatte. Komischerweise hat er mich gestern (!!!) angerufen, und wir konnten uns ohne Trauer, Groll, Wut und Vorwürfe liebevoll unterhalten und wertschätzen – das wäre wohl keinen Tag früher gegangen!
Wenn da mal nicht die Ahnen („so eine Ahnung“; „man ahnt was…“ muss wohl auch damit zu tun haben) irgendwie ihre Finger oder sonst was im Spiel hatten.